NBA MVP-Ranking im Februar: Wie der Embiid-Ausfall das Rennen verändert
Aktualisiert: 16.02.2024
09:36 Uhr
Ole Frerks
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Nur noch drei Spiele stehen in der kommenden Nacht an, dann geht es für die Teams und Spieler in die All-Star-Pause. Höchste Zeit also, um wieder einmal auf den Zwischenstand im MVP-Rennen zu blicken. Wie hat der Ausfall von Joel Embiid das Rennen verändert?
Für einen möglichen Rebuild hat er jetzt schon offiziell zu viele Spiele verpasst. Glücklicherweise gibt es trotzdem noch eine ganze Reihe qualifizierter Kandidaten.
Zwei der drei Regular-Season-Giganten der vergangenen Jahre mischen weiter voll mit, dazu gibt es auch eine Reihe von jungen Spielern, die sich Hoffnung auf ihren ersten Award als wertvollster Spieler der Liga machen können. Und erstmals schnuppert an der Top 5 sogar ein Spieler, der vor dieser Saison noch als Poster-Child der 65-Spiele-Regel galt, weil er diese Marke zuletzt in der 16/17er Saison erreichte …
Der Case für SGA ist letztlich schnell gemacht und durch Embiids Ausfall sogar noch klarer geworden: Er ist der klar beste Spieler eines der besten Teams der Liga, hat defensiv (unter anderem mit den meisten Steals der NBA) wie offensiv (Top-3-Scorer, kaum Ballverluste trotz massiver Usage) einen großen Einfluss und gehört zu den besten Clutch Playern der NBA.
Laut Estimated Plus/Minus ist Shai die klare Nummer eins bei den qualifizierten Spielern (Embiid lag noch vor ihm). Auch bei den Win Shares liegt er auf Platz eins, Value Over Replacement Player sieht ihn als Nummer zwei hinter Jokic. Im Vergleich zum Serben hat Shai indes den Vorteil auf seiner Seite, dass er "neu" im Rennen ist und eben noch keinen Award gewonnen hat.
Bisher ist sein Team zudem besser. Die Bilanz ist sehr ähnlich, das Net-Rating sieht OKC jedoch als das wesentlich dominanter auftretende Team (+7,9 vs. +3,5). So etwas liegt nie nur am besten Spieler, kann aber einen Unterschied bei Wählern machen. Lehnen wir uns aus dem Fenster: Holt OKC die meisten Siege im Westen, gibt es den ersten kanadischen MVP seit Steve Nash zu bestaunen.
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Nicht, dass der "Joker" und Co. diese Rechnung nicht noch jederzeit kaputtmachen könnten. In der Spitze ist der Westen so eng beieinander, dass ein dominanter Run der Nuggets Jokic problemlos wieder an die Spitze bringen könnte (bei den Wählern ist er es laut Tim Bontemps‘ MVP Straw Poll bei "ESPN" aktuell ohnehin). Über die vergangenen Wochen ist die Team-Performance dafür jedoch etwas inkonstant. Im Jahr 2024 hat Denver noch nie mehr als drei Spiele am Stück gewonnen.
Was nicht wirklich an Jokic liegt. Seit Weihnachten hat der Serbe nur dreimal unter 50% seiner Würfe getroffen und dominiert weiter Spiele mit der gewohnten Nonchalance. Er bleibt der beste Spieler in diesem Sport, einer der komplettesten Offensivspieler der NBA-Geschichte, der auch defensiv durchaus seinen Impact in der richtigen Coverage hat (welche die Nuggets gefunden haben).
Der einzige "Makel" ist der eigene hohe Standard. Jokic war vergangene Saison effizienter und verteilte etwas mehr Assists, im Jahr davor waren es mehr Punkte, mehr Rebounds. Denver war als Team schon mal stärker, spielte mit größerer Dringlichkeit. Auf MVP-Level spielt Jokic natürlich trotzdem, das hat aber auch vergangene Saison nicht gereicht, als er unterm Strich ein Ticken besser war.
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Platz 3: Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks; 4)
Ist es unethisch, einen Spieler als MVP anzusehen, der wohl keinen kleinen Anteil am zweiten Trainerwechsel innerhalb weniger Monate hatte, obwohl er den zweiten Head Coach mehr oder weniger selbst ausgesucht hat? Vielleicht (deswegen ist er auch nicht ganz auf dem Level der ersten beiden Kandidaten). Und gleichzeitig ist es ziemlich sicher unethisch, einen Spieler mit Giannis‘ Impact und Zahlen außerhalb der Top 4 anzusiedeln.
Der Grieche hat noch nie so effizient gescort wie in dieser Saison, nie verteilte er mehr Assists. Selbst wenn es noch nicht so klar ersichtlich durch das Zusammenspiel mit Damian Lillard geschieht – Giannis profitiert von "Dame", spielt den vielleicht besten Offensivbasketball seiner Laufbahn. Und sein Impact ist auch defensiv klar ersichtlich: Die Bucks enttäuschen hier als Team insgesamt, erlauben in seinen Minuten aber satte 7,2 Punkte weniger pro 100 Ballbesitzen. Es wurde zuletzt auch eher noch besser.
Vielleicht ist die Saison der Bucks unterm Strich zu messy, auch unter Doc Rivers sind bisher (erwartungsgemäß) nicht alle Probleme gelöst. Es ist trotzdem mal wieder eine individuell monströse Spielzeit Antetokounmpos.
Sagen wir es, wie es ist: Als siebtplatziertes Team der Western Conference wird Dallas am Ende nicht den MVP stellen. Und das ist auch richtig so. Aber der aktuelle Zeitpunkt bietet sich perfekt an, um Doncic‘ Spielzeit mal hervorzuheben: Endlich gesund, hat Dallas gerade sechs Spiele in Folge gewonnen und wieder Boden gut gemacht, nachdem direkt zuvor fünf von sieben verloren gingen.
Und Doncic liefert eben. Er wird Embiid als Liga-Topscorer ablösen, verteilt mehr Assists als je zuvor, trifft den Dreier VIEL besser (Career-High 37,5%) und ist dadurch endgültig unfair. Doncic ist die beste Ein-Mann-Offense der Liga, entschlüsselt blitzschnell jede Coverage. Selbst wenn er es wie Daddeln aussehen lässt, ist es tödlich, präzise. Wenn die Mavs ansatzweise durchschnittlich verteidigen, haben sie dank ihm in jedem Spiel eine Chance.
Makel sind trotzdem weiter da: Das Gemecker, die inkonstante Defense (obwohl es in dieser Saison etwas vorangeht), auch die Impact-Zahlen – in Doncic‘ Minuten beträgt Dallas‘ Net-Rating bloß +3,3, das ist weit unter dem Wert all seiner Mitstreiter. Vielleicht liegt das an den Mavericks als Team, vielleicht auch ein Stück weit an der Art und Weise, wie Luka Basketball spielt beziehungsweise dominiert.
So oder so – es gibt Tag für Tag vielleicht keinen Spieler, der so viel macht, so viel Aufmerksamkeit zieht, so viel gedoppelt und getrippelt wird und zahlenmäßig so viel liefert wie Doncic.
Für den finalen Platz auf dem Wahlzettel kommen aus meiner Sicht zwei Spieler ernsthaft in Frage: Tatum und Kawhi Leonard (mit Entschuldigung an Jalen Brunson, Donovan Mitchell und ein, zwei andere). Beide zählen zu den komplettesten Two-Way-Spielern der Liga und führen die vielleicht komplettesten Kader der Liga an, weshalb sie Tag für Tag nicht ganz so viel tun müssen wie beispielsweise Luka, auch wenn sie jeweils zu Fabelleistungen in der Lage sind.
Kawhi hat den Vorteil auf seiner Seite, dass er der effizientere Scorer ist und seit einigen Wochen auch wieder recht nah am DPOY-Level auftritt – unterm Strich ist er momentan der etwas bessere Spieler, definitiv auch derjenige, der in einer Playoff-Serie vom Gegner (noch) mehr gefürchtet werden müsste.
Tatum allerdings hatte anders als Kawhi (und sein Team) keine Anlaufschwierigkeiten. Seine Zahlen sind, abgesehen von der Effizienz, in den meisten Kategorien etwas besser als die von Leonard, die Impact-Metriken sind teilweise nahezu identisch. Nutzen wir als Tiebreaker die aktuell sieben Siege mehr und das noch einmal deutlich bessere Net-Rating der Celtics vor dem All-Star Break.
Kawhi musste aufgrund einer Verletzung am linken Bein das letzte Spiel vor der Pause aussetzen, laut Head Coach Ty Lue ist es aber wohl nichts Schlimmeres. Wenn der zweimalige Finals-MVP und sein Team im Anschluss genauso weitermachen wie zuletzt, könnte er mindestens die drei Akteure vor ihm bis Saisonende noch überholen.