BVB zeigt auch in Freiburg altbekannte Schwächen: "Haben keine Lösungen gefunden"
Aktualisiert: 17.09.2023
09:37 Uhr
Chris Lugert
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Eine starke Schlussphase in Freiburg hat Borussia Dortmund vor dem endgültigen Absturz in eine Krise bewahrt. Der Befreiungsschlag kam genau zur rechten Zeit, denn jetzt warten Kylian Mbappe und Co. Doch beim BVB ist noch längst nicht wieder alles gut.
Mats Hummels strahlte über das gesamte Gesicht und ließ sich von den mitgereisten Dortmunder Fans in Freiburg ausgiebig feiern. Der Abwehrspieler war beim 4:2 (1:2)-Sieg von Borussia Dortmund beim SC Freiburg mit einem Doppelpack zum Matchwinner avanciert - in einem Spiel, das durchaus das Potenzial hatte, den gesamten Klub in eine tiefe Krise zu stürzen.
Die Stimmung in Dortmund war vor der Reise in den Breisgau merklich angespannt. Die dürftigen Auftritte vor der Länderspielpause mit dem im Zustandekommen peinlichen 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim als negativem Höhepunkt hatten den Klub und das Umfeld lange beschäftigt.
Als Schiedsrichter Tobias Stieler nach 51 Minuten inklusive Nachspielzeit im Freiburger Europa-Park-Stadion zur Pause bat, schien sich die negative Atmosphäre rund um den BVB noch mehr zu verdunkeln.
Binnen weniger Minuten hatte der BVB eine frühe Führung durch Hummels (11.) leichtfertig hergeschenkt und ging nach Treffern von Lucas Höler (45.+2) und Nicolas Höfler (45.+6) mit einem 1:2-Rückstand in die Kabine. Am Ausgleich durch Höler war auch Hummels beteiligt, der zu spät ins Kopfballduell kam.
Eine erneute Niederlage, das war klar, würde Folgen haben - welcher Art auch immer. Doch Trainer Edin Terzic bewies mit seinen Wechseln ein glückliches Händchen. Joker Niclas Füllkrug leitete kurz nach seiner Einwechslung mustergültig den Ausgleich durch Donyell Malen (60.) ein.
Und dann gab es ja auch noch Marco Reus. Der Ex-Kapitän kam spät ins Spiel, bereitete mit einer Freistoßflanke aber die erneute Führung durch Hummels (88.) vor und sorgte selbst für den Endstand (90.+3). Die alten Herren retteten den BVB, aber auch die Rote Karte gegen Freiburgs Höfler einige Minuten zuvor half den Dortmundern zusätzlich.
"Arbeitssieg - aber nicht zu negativ formulieren. Freiburg ist auswärts einfach ein ganz schweres Pflaster", analysierte Hummels, der als erst fünfter Spieler in der Geschichte in 16 aufeinanderfolgenden Bundesligasaisons traf, das Spiel bei "Sky". Kapitän Emre Can fügte an: "Es war nicht souverän, aber am Ende stehen die drei Punkte."
Probleme beim BVB bestehen weiter
Ende gut, alles gut? Keineswegs. Zwar liegt der BVB mit acht Punkten wieder auf Kurs und ist erstmals seit fünf Jahren nach vier Spieltagen noch ungeschlagen, doch die Probleme sind durch den schwer erkämpften Erfolg in Freiburg nicht verschwunden.
Auch an diesem Samstag offenbarten die Dortmunder wieder große Schwierigkeiten darin, ein Spiel aus einer Führung heraus zu kontrollieren, wie zuletzt auch gegen Heidenheim. Der Treffer von Hummels gab keine Sicherheit, stattdessen ließen sich die Schwarz-Gelben durch einen einfachen Freiburger Taktik-Kniff den Schneid abkaufen.
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Wir haben keine Lösungen gefunden.
Emre Can, nach dem Spiel in Freiburg
"Wir hatten genug Kontrolle, aber mit der Einwechslung von Grifo hatte Freiburg umgestellt und uns ganz anders angelaufen. Gegen ein aggressiveres Freiburg haben wir so ein bisschen die Aktivität ohne Ball vermissen lassen", meinte Hummels.
Can bemängelt fehlende Lösungen
Can ging noch weiter und meinte, der BVB sei mit den Freiburger Anpassungen "nicht klargekommen. Wir haben keine Lösungen gefunden", lieferte er eine durchaus ernüchternde Erklärung.
Tatsächlich schien der Faden bei den Dortmundern nach der Einwechslung von Vincenzo Grifo gerissen, und nicht nur das. Der Edeltechniker der Freiburger bereitete sogar beide Treffer vor der Halbzeit vor. Die Art und Weise störte Hummels extrem.
"Sie haben halbwegs überraschend aus einer Halbfeldflanke das 1:1 gemacht und dann geben wir ihnen einen Standard, obwohl die Ansage klar war, dass in diesem Bereich keine dummen Fouls begangen werden sollen, weil sie mit Grifo einen der besten Standardschützen der Liga haben. Und dann rennst du plötzlich so einem 1:2 hinterher", schilderte der Weltmeister von 2014.
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Hummels erklärt: Was dem BVB zum Topteam fehlt
In der zweiten Halbzeit zogen die Dortmunder den Kopf noch einmal aus der Schlinge, wenngleich das Spielglück eine Rolle spielte. Freiburg war für Hummels ein Spiegelbild der Probleme, die den BVB seiner Meinung nach schon lange begleiten.
"Gegen einen pressenden Gegner Lösungen zu finden und diese gewisse Klasse und Ruhe am Ball zu haben, vor allem im Mittelfeld so einen Gegner zu dominieren, das muss bei uns auf jeden Fall besser werden, wenn wir ein Topteam sein wollen", legte er den Finger in die Wunde.
Ein klarer Auftrag auch für den zuletzt bereits angezählten Terzic, der sich durch den Sieg etwas Luft verschaffte. Schon am Dienstag aber geht es für den BVB weiter. In der Champions League steht das Auswärtsspiel beim Starensemble von Paris Saint-Germain auf dem Programm (ab 21 Uhr im Liveticker). Gegen Kylian Mbappe und Co. braucht es eine deutliche Leistungssteigerung.
Das Duell mit PSG wird einen Anhaltspunkt liefern, ob der BVB bereits zu den von Hummels angesprochenen Topteams zählt - oder ob der Abstand doch größer ist als gedacht. Der Sieg in Freiburg war ein kleiner Befreiungsschlag, der sich in Paris aber auch ganz schnell wieder in Luft auflösen kann. Und danach wartet ein schwieriges Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg.
Die Krise beim BVB mag abgeschwächt sein. Vorbei ist sie aber noch lange nicht.