Bundesliga
BVB-Vertragsverlängerung von Gregor Kobel verrät viel über Torwartplanung des FC Bayern München
- Aktualisiert: 07.10.2023
- 09:54 Uhr
- Oliver Jensen
Ursprünglich galt Gregor Kobel als möglicher Nachfolger von Manuel Neuer beim FC Bayern München. Dass der Torwart nun langfristig beim BVB bleibt, lässt erahnen, wie die Torwartplanung des deutschen Rekordmeisters wirklich aussieht.
Von Oliver Jensen
Gregor Kobel tritt offenbar nicht in die Fußstapfen von Robert Lewandowski, Mario Götze oder Raphaël Guerreiro. Er wird nicht der nächste Top-Spieler von Borussia Dortmund sein, der zum FC Bayern München wechselt. Stattdessen unterzeichnete der Schweizer einen neuen langfristigen Vertrag beim BVB bis 2028 - und zwar ohne Ausstiegsklausel.
Dabei hatte der "kicker" Anfang des Jahres noch vermeldet, der FC Bayern habe Kobel als langfristigen Nachfolger von Manuel Neuer fest im Blick. War das eine Falschmeldung? Möglich!
Möglich ist aber auch, dass sich die Torwartsituation des FC Bayern seitdem so sehr verändert hat, dass die Münchner Kobel einfach nicht mehr brauchen.
Comeback von Manuel Neuer steht bevor
Neuer scheint große Fortschritte zu machen. Zehn Monate nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch, den er sich bei einem Skiunfall zugezogen hatte, scheint das Comeback unmittelbar bevorzustehen.
Vor dem Champions-League-Spiel beim FC Kopenhagen verkündete Sportdirektor Christoph Freund bei "Prime", dass man mit einem Comeback Neuers für die Zeit nach der Länderspielpause rechne. Frühester Einsatz also beim Auswärtsspiel in Mainz am 21. Oktober.
Das Wichtigste in Kürze
Selbst wenn der Plan nicht aufgeht: Mit Sven Ulreich hat der FC Bayern einen stabilen Ersatzmann.
Sieht man einmal von seinem Patzer beim 2:2 gegen RB Leipzig ab, bietet der 35-Jährige stabilen Rückhalt. Beim 2:1 gegen den FC Kopenhagen verhinderte er in der Nachspielzeit mit einem Mega-Reflex ein Eigentor von Eric Maxim Choupo-Moting.
"In der letzten Sekunde, wie er den rausholt – gigantisch", lobte Joshua Kimmich danach bei "Prime".
Und weiter: "Generell, was er den letzten Wochen spielt, ist top für uns. Das, was ihn am meisten auszeichnet, ist, wie er hält. Und das hat er heute überragend gemacht." Auch Vorstandschef Jan-Christian Dreesen lobte: "Ulle, sensationell!"
Eine Vertragsverlängerung bis zum Sommer 2025 könnte schon bald die Belohnung sein, denn auch Trainer Thomas Tuchel schätzt Ulreichs Loyalität.
"Man gar nicht hoch genug bewerten, wie er das macht. Es ist nicht einfach, weil egal wie gut du hältst: Es kommt auf jeden Fall die Frage nach Manuel Neuer. Es hilft natürlich enorm, dass die beiden sich so wertschätzen", sagte der Bayern-Coach am Freitag.
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Daniel Peretz gilt als "Hoffnung für die Zukunft"
Dass der FC Bayern Kobel scheinbar nicht braucht, dürfte aber auch mit den Perspektivlösungen zusammenhängen. Der 23-jährige Daniel Peretz gilt als potenzieller Stammtorhüter und steht bis 2028 unter Vertrag.
Beim 4:0 im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Preußen Münster gab der israelische Nationaltorwart sein Debüt. "Wir haben Daniel mit viel Potenzial und viel Hoffnung für die Zukunft verpflichtet", sagte Trainer Thomas Tuchel.
Auch Dreesen unterstrich bereits die Rolle von Peretz: "Er hat ganz viel Potenzial. Ich bin sicher, dass wir mit Daniel ein Stück weit Zukunft planen können."
Was ihn zuversichtlich stimmt? "Talent alleine reicht nicht aus. Man braucht Leidenschaft, Durchsetzungsvermögen, Energie und Disziplin. Das braucht man, um sich beim FC Bayern durchzusetzen. Diese Eigenschaften haben wir bei Daniel gesehen."
Alexander Nübel kehrt 2024 nach München zurück
Einem Bericht der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" zufolge streckt der FC Bayern seine Fühler aber auch noch einer bewährten Kraft aus: Koen Casteels.
Der Vertrag des Wolfsburger Keepers läuft 2024 aus und soll nicht verlängert werden. Der Belgier würde eine eher konservative Lösung a la "Nummer sicher" darstellen. Ob er mit 31 Jahren noch eine echte Ära bei den Bayern prägen könnte, ist fraglich.
Jünger ist da ein Torhüter, den der Rekordmeister bereits unter Vertrag hat: Alexander Nübel.
Nach seinen zwei Jahren beim AS Monaco überragt er momentan als Leihspieler in Stuttgart. Er ist ein Grund dafür, dass der VfB als Tabellen-Zweiter die große Überraschungsmannschaft der ersten sechs Spieltage ist.
Vertragstechnisch müsste er im Sommer 2024 nach München zurückkehren, wo der 27-Jährige dann noch ein Jahr unter Vertrag steht. Gerne würden die Schwaben Nübel längerfristig verpflichten, wie Sportchef Fabian Wohlgemuth im "Sport 1-Doppelpass" durchblicken ließ, indem er sagte: "Ob er die nächsten sechs, sieben Jahre bei uns bleibt, müssen wir schauen."
Doch die Entscheidungsmacht obliegt dem FC Bayern. Sie können ganz entspannt abwarten, ob Neuer zur alten Form zurückfindet - und dann über die Zukunft der potenziellen Nachfolger Nübel oder Peretz entscheiden.
Kobel ist als solcher offenbar nicht mehr vorgesehen.