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Weltmeister von 1990 gestorben

Nachruf auf Andreas Brehme: Der Mann für unvergessliche Momente

  • Aktualisiert: 21.02.2024
  • 12:12 Uhr
  • Martin Volkmar
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Weltmeister Andreas Brehme ist mit nur 63 Jahren an einem Herzstillstand verstorben. Ein Nachruf auf einen der größten deutschen Fußballer der Geschichte.

Von Martin Volkmar

Mein Andi-Brehme-Moment war nicht sein ikonisches Elfmetertor im WM-Finale 1990, für diejenigen, die vor dem Fernseher dabei waren, auf ewig untermalt von Karl-Heinz Rummenigges "JAAAAA!"-Ausruf nach dem entscheidenden 1:0 gegen Argentinien.

Meine prägendste Erinnerung an den Fußballer Andreas Brehme war vielmehr schon zwei Wochen zuvor passiert: der Tag des Achtelfinales gegen die Niederlande, für mich bis heute eines der legendärsten deutschen Länderspiele.

Der Respekt war riesig vor dem amtierenden Europameister mit seinen Stars wie Ruud Gullit, Ronald Koeman oder Marco van Basten, der die personell weitgehend identische DFB-Auswahl zwei Jahre zuvor in Hamburg verdient im Halbfinale mit 2:1 aus dem Heim-Turnier geworfen hatte.

Nun rumpelte das Oranje-Team plötzlich durch die Vorrunde und quälte sich gerade so als Dritter eine Runde weiter, während sich die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer souverän zum Gruppensieg gespielt hatte.

Doch das alles war beim Showdown der Nachbarn vergessen, der damals bei vielen – auch auf dem Platz – noch immer unter dem Schatten des deutschen Überfalls auf die Niederlande im Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Schreckensherrschaft stand.

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Sicherlich auch ein Grund für die unglaublich hitzige Atmosphäre im Mailänder San Siro, in dem Frank Rijkaard schon in der ersten Halbzeit Rudi Völler anspuckte und trotzdem gleich beide Spieler vom Platz gestellt wurden.

Danach aber übernahm Deutschland das Kommando und war tatsächlich die spielerisch bessere Mannschaft. Und in einem Klasse-Kollektiv zeigten die späteren Torschützen Jürgen Klinsmann und Andi Brehme beide das Spiel ihres Lebens.

Brehme glänzt gegen die Niederlande

Der Auftritt des beidfüßigen Inter-Außenverteidigers war eine einzige Offenbarung und nahe an der Perfektion, gekrönt von seinem unhaltbaren Traumtor zum 2:0.

Am Ende stand es 2:1, und im Unterbewusstsein wussten wir: So gut wird es nie wieder – aber wir waren live dabei (zumindest am Fernseher einer vollbesetzten, johlenden Kneipe). Danach lief das deutsche Spiel deutlich schwergängiger, das Finale wurde erst nach einem dramatischen Elfmeterschießen gegen England erreicht.

Dank der eiskalten deutschen Schützen vom Punkt, Brehme erzielte dabei beinahe traumwandlerisch sicher den ersten deutschen Treffer. So kam es, dass ihm sein Kumpel Lothar Matthäus, eigentlich Elfmeterschütze Nummer 1, im WM-Endspiel den Vortritt ließ, als der Schiedsrichter nach Foul an Völler in der 85. Minute auf den Punkt zeigte.

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Brehme macht Deutschland zum Weltmeister

"Rudi Völler kam zu mir und sagte: 'Wenn du den reinmachst, dann sind wir Weltmeister.' 'Na, schönen Dank', habe ich geantwortet", erinnerte sich Brehme später an den historischen Moment.

Mit etwas Glück und vor allem sehr viel Können überwand der damals 29-Jährige den argentinischen "Elfmeter-Töter" Sergio Goycochea – das kurz vor der Wiedervereinigung stehende Deutschland war zum dritten Mal Weltmeister!

Die folgende Prophezeiung Franz Beckenbauers, Deutschland sei nun auf Jahre unschlagbar, trat leider ebenso wenig ein wie der seinerzeit weit verbreitete Glaube, nach dem Ende des Kalten Krieges stehe eine lange Zeit des dauerhaften Friedens bevor.

Brehme selber musste danach noch einige Rückschläge hinnehmen. Etwa die unnötige Niederlage im EM-Finale 1992 als Kapitän, zwei Jahre später das mindestens genauso unnötige Aus als Titelverteidiger im WM-Viertelfinale und vor allem weitere zwei Jahre später der bittere Bundesliga-Abstieg mit dem 1. FC Kaiserslautern.

Meister als Aufsteiger mit Lautern

Die Bilder des an Völlers Brust weinenden Brehme sind ebenfalls legendär, noch legendärer war aber, dass er als Spielführer mit dem FCK in die zweite Liga ging, diesen dort unter Otto Rehhagel direkt wieder nach oben und schließlich 1998 zur sensationellen Meisterschaft führte.

Brehme, zuvor schon Meister mit dem FC Bayern und Inter Mailand, beendete nach diesem Triumph auf dem Betzenberg seine aktive Karriere. Im Herbst 2000 kehrte er als Nachfolger von Rehhagel nach Lautern zurück und wurde anfangs gefeiert. Nach nicht mal zwei Jahren musste er aber wegen Erfolglosigkeit gehen, gleiches geschah 2005 beim Zweitligisten Unterhaching sowie als Assistent von Giovanni Trapattoni 2006 in Stuttgart.

Seitdem genoss Brehme das Leben als Privatier, Experte und DFB-Botschafter, zuletzt mit neuer Lebensgefährtin zwischen Italien und München. Da war dann auch die Lockerheit aus frühen Profitagen zurück, die er im stressigen Trainerjob teilweise verloren hatte.

Etwa als er im Corona-Lockdown im Bademantel auf dem Balkon seiner Wohnung in einer "DAZN"-Serie höchst amüsante Anekdoten von früher zum Besten gab.

Nach dem im Januar verstorbenen Teamchef Beckenbauer ist Brehme der erste Spieler aus dem WM-Kader von 1990, der gestorben ist – viel zu früh, mit 63 Jahren. Schließlich hätte man vom gebürtigen Hamburger gerne noch mehr Geschichten von alten Heldentaten gehört.

Immerhin bleiben aber die Erinnerungen – für diejenigen, die diesen Sommer 1990 hautnah miterlebt haben, sind sie unvergesslich. Dank Andi Brehme.

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