Als Vikings-Receiver Justin Jefferson vor Beginn der NFL-Saison auf Ja'Marr Chase angesprochen wurde, hatte er für den Bengals-Passempfänger einen klaren Wunsch beziehungsweise Ratschlag parat. "Ich hoffe, dass er den Vertrag bekommt, den er anstrebt, aber ich hoffe auch, dass er es klug anstellt und nicht zulässt, dass es seine Stärke und Präsenz auf dem Spielfeld beeinträchtigt."
Kluge Worte eines Positionskollegen, der erst Anfang Juni einen Mega-Vertrag über vier Jahre und 140 Millionen US-Dollar bei den Vikings unterzeichnet hatte.
Nach dem zweiten Spiel der neuen NFL-Saison ist aber klar: Chase hat bislang nicht nur den erwünschten Kontrakt nicht bekommen, auch seine Performance auf dem Spielfeld hat gelitten.
Insgesamt zehn Receptions für 97 Yards und noch kein Touchdown sind nicht die Werte eines Superstar-Receivers. Doch bei dem Eindruck, den der 24-Jährige im Topspiel gegen die Kansas City Chiefs hinterlassen hat, geht es nicht um sportliche Aspekte. Es geht um Verhalten. Schlechtes Verhalten.
Der Passempfänger zeigte sich gegen den Super-Bowl-Sieger von seiner allerschlechtesten Seite. Doch was war passiert? Im vierten Viertel konnte Chase bei einem Spielzug vier Yards gut machen, ehe er sich nach einem Tackle von Chiefs-Cornerback Trent McDuffie am Boden wiederfand.
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Auch Burrow konnte ihn nicht beruhigen
Doch es blieb nicht einfach nur bei einem gewöhnlichen Spielzug. Nach dem Tackle, das Chase für ein von der Liga verbotenes Hip Drop Tackle gehalten hatte, was durch die TV-Bilder aber klar widerlegt wurde, verlor er völlig die Fassung und geriet außer Rand und Band.
Der Receiver motzte in Richtung Schiedsrichter und musste von seinem Quarterback Joe Burrow aus der Situation förmlich herausgezogen werden. Doch damit nicht genug. Obwohl ihn der Spielmacher eindringlich ermahnte, wütete Chase erneut in Richtung Referee. Dieser zog die einzig richtige Konsequenz und bestrafte den Hitzkopf und sein Team mit 15 Yards wegen "Unsportsmanlike Conduct".
Kostspieliger und unpassender hätte die Strafe dabei nicht ausfallen können.
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Fehlverhalten statt Emotion
Knapp elf Minuten vor dem Ende lagen die Bengals mit einem Punkt hinten, befanden sich rund 30 Yards vor der gegnerischen Endzone eigentlich in einer vielversprechenden Position. Doch aus einem dritten Versuch und sieben Yards wurden aussichtslose 22 Yards. Und aus einem möglichen Touchdown im weiteren Verlauf des Drives wurde lediglich ein Field Goal.
Beim Blick auf das Endergebnis von 25:26 wird klar: Mit einem möglichen Touchdown hätten die Bengals das Spiel unter Umständen gewinnen können. Stattdessen stehen sie nun bei einer Bilanz von 0:2.
Dass Spieler in der Hitze des Augenblicks emotional sind, ist verständlich und für den Sport an sich kein Nachteil. Schließlich lieben Fans ja Emotionen. Doch es gibt eine Grenze zwischen emotional und klarem Fehlverhalten.
Gegenüber Schiedsrichter Alex Kemp wurde der Receiver ausfällig. Von "abusive language", also einer beleidigenden und ausfallenden Sprache berichtete der Offizielle nach dem Spiel. "Es gab wirklich keine Interpretation. Ich werde nicht wiederholen, was er gesagt hat, aber es gab keine Interpretation für die Sprache, die er benutzt hat", sagte Kemp.
NFL - Injury Update der Saison 2025: Minnesota Vikings setzen Star-Running-Back auf Injured Reserve
Aaron Jones (Minnesota Vikings) Nachdem mit J.J. McCarthy bereits der Starting-Quarterback der Minnesota Vikings erstmal ausfällt, muss das Team von Head Coach Kevin O'Connell auch auf den routinierten Running Back Aaron Jones vorerst verzichten. Die Vikings haben Jones wegen einer Oberschenkelverletzung sogar auf die Injured Reserve List gesetzt. Damit fällt er sicher vier Spiele aus. Da die Vikings eine Bye Week in Woche 6 haben, ist Jones erst am 8. Spieltag wieder spielberechtigt. Minnesota hat daher auch einen neuen Running Back verpflichtet.
Sean McVay (Los Angeles Rams) Nicht nur Spieler können sich verletzen, sondern offenbar auch Trainer. Wie Sean McVay, Head Coach der Los Angeles Rams, verkündete, zog er sich im Spiel bei den Tennessee Titans am Sonntag (33:19) einen Riss der Plantarfaszie, einer Sehnenplatte an der Fußsohle, zu. "Die gute Nachricht ist, dass ich nicht mitspiele. Ich stehe nur am Spielfeldrand und schaue zu. Wenn ich also ein bisschen cool humpele, um etwas Swag zu zeigen, dann wisst ihr warum", scherzte er.
Joe Burrow (Cincinnati Bengals) Ganz schlechte Nachrichten für die Bengals und Joe Burrow: Der Star-Quarterback verletzte sich am Sonntag beim Sieg gegen die Jaguars am Zeh. Am Montag bestätigte Head Coach Zac Taylor auf der Pressekonferenz, dass der Quarterback operiert werden muss. Die Ausfallzeit kommentierte er nicht. "ESPN" berichtet derweil von bis zu drei Monaten und sogar einem möglichen Saisonende.
Khalil Mack (Los Angeles Chargers) Den Chargers droht ein längerer Ausfall von Edge Rusher Khalil Mack. Der 34-Jährige musste das Monday Night Game gegen die Las Vegas Raiders nach einer Schulterverletzung früh verlassen. Der Routinier wollte im letzten Spielzug des ersten Viertels Tre Tucker tackeln. Dabei geriet sein linker Arm aber in eine ungünstige Position zwischen Turner und Chargers Cornerback Tarheeb Still und wurde verdreht. Im zweiten Viertel kehrte Mack zwar aus der Kabine zurück, saß in der Folge aber ohne Schulterpolster und mit einer Schlinge am linken Arm auf der Bank.
Jayden Daniels (Washington Commanders) Die Commanders bangen um ihren Quarterback: Jayden Daniels hat sich im Thursday Night Game gegen die Green Bay Packers eine Verletzung am linken Knie zugezogen. Sein Einsatz im Spiel gegen die Las Vegas Raiders in Woche drei ist fraglich, wie Head Coach Dan Quinn am Montag bestätigte. Der Playmaker verletzte sich beim ersten Spielzug im vierten Viertel, als Packers Edge Rusher Micah Parsons ihn nach links verfolgte. Als Daniels auswich, traf Safety Javon Bullard ihn mit seinem Helm am Knie. Der Zustand des 24-Jährigen werde von Tag zu Tag beobachtet.
J.J. McCarthy (Minnesota Vikings) Auch Minnesotas Head Coach Kevin O'Connell hatte keine guten Nachrichten zu verkünden. Quarterback J.J. McCarthy wird das Spiel gegen die Bengals in Woche drei aufgrund einer Sprunggelenksverletzung verpassen. "ESPN" berichtet von einer erwarteten Ausfallzeit von zwei bis vier Wochen. Der 22-Jährige hatte bereits sein gesamtes Rookie-Jahr mit einer Knieverletzung verpasst. Für die Vikings dürfte nun Backup Carson Wentz starten.
Justin Fields (New York Jets) Die New York Jets bangen um Justin Fields: Der Starting-Quarterback hat sich bei der klaren 10:30-Niederlage gegen die Buffalo Bills eine Gehirnerschütterung zugezogen. Fields verließ das Spielfeld beim Stand von 3:30 und wurde von Tyrod Taylor ersetzt. Der Quarterback muss jetzt das Concussion-Protokoll der NFL durchlaufen, um wieder auf den Platz zurückkehren zu dürfen.
Kyle Juszczyk (San Francisco 49ers) Auch der Fullback der 49ers bekommt es in dieser Woche mit dem Prozedere zu tun. Juszczyk zog sich beim 26:21-Sieg gegen die Saints ebenfalls eine Gehirnerschütterung zu.
Alex Highsmith (Pittsburgh Steelers) Die 17:31-Niederlage der Pittsburgh Steelers gegen die Seattle Seahawks ist für das Team von Mike Tomlin nicht genug: Bei der Pleite zog sich Pass Rusher Alex Highsmith eine Verletzung am Sprunggelenk zu und verpasst damit rund vier bis sechs Wochen - damit wird er wohl auf der Injured-Reserve-Liste landen.
Dallas Goedert (Philadelphia Eagles) Der knappe Eagles-Auftaktsieg gegen die Cowboys wurde teuer bezahlt. Tight End Dallas Goedert fiel in der zweiten Woche gegen die Kansas City Chiefs mit einer Knieverletzung aus. Auch Running Back Will Shipley und Offensive Tackle Cameron Williams haben die Begegnung verpasst.
Nick Emmanwori (Seattle Seahawks) Auch die Seahawks haben Verluste zu beklagen. Rookie Nick Emmanwori verpasste das Duell gegen Pittsburgh wegen einer Knöchelverletzung, nachdem er in Woche eins gegen die San Francisco 49ers noch ein starkes NFL-Debüt gefeiert hatte.
Andrew Van Ginkel (Minnesota Vikings) Auch in Minnesota musste ein Starspieler auf die Verletztenliste geschrieben werden. Linebacker Andrew Van Ginkel verpasste das Spiel gegen die Atlanta Falcons aufgrund seiner Gehirnerschütterung, die er sich in Woche eins zugezogen hat. Teamkollege und Cornerback Jeff Odukah fiel aus dem selben Grund aus.
Chris Godwin (Tampa Bay Buccaneers) Neuigkeiten von Chris Godwin. Der Wide Receiver, der sich in Woche sieben der vergangenen Sason einen Knöchelbruch zuzog, wird laut NFL-Insider Ian Rapoport als eingeschränkter Teilnehmer in das Training der Bucs einsteigen. Head Coach Todd Bowles hatte zu Saisonbeginn erklärt, der Passempfänger könne voraussichtlich zwischen Woche 2 und Woche 5 zurückkehren.
Jayden Reed (Green Bay Packers) Der Sieg der Green Bay Packers gegen die Washington Commanders wurde von einer schweren Verletzung überschattet. Wide Receiver Jayden Reed hat sich das Schlüsselbein gebrochen, das bestätigte Head Coach Matt LaFleur. Laut NFL-Insider Ian Rapoport ist mit einem Ausfall von sechs bis acht Wochen zu rechnen. Noch schlimmer erwischte es allerdings die Commanders...
Austin Ekeler (Washington Commanders) ... die müssen das Saisonaus von Austin Ekeler verkraften. Der riss sich bei seinem achten Lauf die Achillessehne, das berichtet Insider Adam Schefter. Ohne Fremdeinwirkung und bei einem Richtungswechsel im letzten Quarter soll er sich die Verletzung zugezogen haben. Finale Tests stehen noch aus, die Hoffnung bei den Commanders ist jedoch verschwindend gering.
DaRon Bland (Dallas Cowboys) Nachdem der Cowboys-Cornerback 2023 eine herausragende Saison mit neun Interceptions gespielt hatte, verpasste er 2024 wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß zehn Spiele. Jetzt ist derselbe Fuß erneut verletzt - Bland wird den Cowboys mehrere Partien fehlen. Ende August verlängerte er seinen Vertrag in Dallas um vier Jahre und zählt seither zu den bestbezahlten Cornerbacks der Liga.
Xavier Worthy (Kansas City Chiefs) Nach Worthys unglücklichem Zusammenstoß mit Teamkollege Travis Kelce und der daraus resultierenden ausgerenkten Schulter war sein erstes Spiel früh beendet. Die Hoffnung auf einen Einsatz gegen die Philadelphia Eagles ist aber minimal. Zwar nahm er am Teamtraining teil - wenn auch nur in begrenztem Umfang - wenig später wurde er aber als "zweifelhaft" eingestuft.
Brock Purdy (San Francisco 49ers) Bittere Nachricht für die 49ers: Quarterback Brock Purdy wird laut NFL-Insider Ian Rapoport zwei bis fünf Wochen fehlen. Der 25-Jährige hat sich offenbar eine Art von "Turf Toe" zugezogen. Dies ist eine Verletzung des Großzehengrundgelenks, die durch eine gewaltsame Überstreckung (Hyperextension) der Großzehe entsteht. Als Backup steht Mac Jones parat. Zuvor bereits...
George Kittle (San Francisco 49ers) ... verloren die 49ers Tight End George Kittle. Er musste das Auftaktspiel bei den Seahawks frühzeitig mit einer Oberschenkelverletzung verlassen. Nun steht fest: Er wird wochenlang ausfallen. Die Franchise hat den 31-Jährigen auf die IR-Liste gesetzt, damit fällt Kittle mindestens vier Spiele aus. Der früheste Termin für eine Rückkehr wäre damit das Spiel am 12. Oktober bei den Tampa Bay Buccaneers.
Christian Gonzalez (New England Patriots) Gonzalez fiel verpasste die ersten beiden Wochen gegen die Las Vegas Raiders und die Miami Dolphins mit einer Oberschenkelverletzung, die ihn schon seit Beginn des Training Camps außer Gefecht setzte. Wie lange der Cornerback zuschauen muss, bleibt abzuwarten.
Chase Young (New Orleans Saints) Der Defensive End unterschrieb im Frühjahr einen Dreijahresvertrag über 51 Millionen Dollar. In der letzten Trainingswoche plagte ihn dann eine Wadenverletzung, die auch dafür sorgte, dass er die ersten beiden Saisonspiele verpasste. Ein bitterer Ausfall für die Saints.
Tristan Wirfs (Tampa Bay Buccaneers) Schlechte Nachrichten für die Buccaneers! Eine Knie-Operation zwingt Tristan Wirfs zu einer Pause. Der Star-Tackle wird die ersten Saisonspiele verpassen. Der 26-Jährige wurde in den vergangenen vier Spielzeiten in den Pro Bowl gewählt.
Um den Grad des Fehlverhaltens zu verdeutlichen, verglich der Referee in der Folge das Benutzen von Schimpfwörtern durch die Spieler mit der Sprache, die Chase genutzt hatte.
"Schimpfwörter, die von erwachsenen Männern verwendet werden, stehen im Gegensatz zu direkten, persönlichen Beleidigungen gegenüber einem Spieloffiziellen. Das ist die Grenze. Wenn diese Grenze überschritten wird, können wir das im Profi-Football einfach nicht zulassen."
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Schädigung des Teams durch Fehlverhalten
Dazu kommt: Spätestens mit dem Einschreiten von Burrow hätte sich Chase beruhigen müssen, zum Wohle des Teams die Situation nicht noch weiter und weiter eskalieren lassen dürfen. Doch auch diesen Weckruf hörte er nicht. Im Gegenteil. Und selbst nach der Bestrafung zeigte er sich an der Seitenlinie aufgebracht und uneinsichtig. Nach der Partie wollte er sich ohnehin nicht äußern.
Mit seinem Fehlverhalten in einer derart kritischen Phase des Spiels hat der 24-Jährige seinem Team massiv geschadet. Einem Team, dessen Vertragsangebot ihm augenscheinlich nicht zugesagt hat. Laut US-Medien boten die Bengals – wie die Vikings bei Jefferson – 140 Millionen über vier Jahre. Chase hätte also neben dem Minnesota-Star zum bestbezahlten Receiver in der NFL-Historie aufsteigen können.
Doch er lehnt ab, weil ihm die Struktur der im Vertrag enthaltenen Garantiesummen nicht passte. Statt 110 wie bei Jefferson wären ihm "nur" 90 Millionen garantiert gewesen.
Für normale Arbeitnehmer sind derartige Summen ohnehin kaum fassbar, dass jemand ein solches Angebot ablehnt, noch viel weniger.
Wer aber zum Receiver mit dem höchstdotierten NFL-Kontrakt aufsteigen will, muss sich auch dementsprechend verhalten. Sportliche Topleistungen, Charakterstärke und angemessenes Verhalten in kritischen Situationen.
Dass Ja'Marr Chase ein exzellenter Wide Receiver ist, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Jeweils mehr als 1.000 Receiving Yards in seinen ersten drei NFL-Spielzeiten sind der beste Beweis. Seine Verhandlungsposition stärkt er mit einem Verhalten wie am Sonntagabend aber mitnichten.