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FC Bayern: Serge Gnabry untermauert Top-Form mit Traumtor - Diese Fragezeichen bleiben
- Veröffentlicht: 14.09.2025
- 11:19 Uhr
- Dominik Hager
Serge Gnabry blüht beim FC Bayern auf wie in besten Zeiten. Der 30-Jährige zeigt auch gegen den HSV eine Spitzenleistung und erhält ein Lob von Max Eberl. Trotzdem gibt es einige Fragezeichen, weshalb eine Verlängerung nicht zum Selbstläufer wird.
von Dominik Hager und Martin Volkmar
Keine drei Minuten waren in der Allianz Arena gespielt, da zappelte der Ball schon zum ersten Mal im HSV-Gehäuse. Serge Gnabry hatte den Ball aus spitzem Winkel versenkt - mit Kraft, Präzision und vor allem mit Selbstvertrauen.
"Ich weiß selber nicht, warum ich da geschossen habe, bin ich ehrlich, aber dann geht er halt mal so rein. War wirklich stark der Schuss", zeigte er sich nach dem 5:0-Erfolg der Bayern gegen den HSV bei "Sky" erfreut und ein wenig überrascht über seine sehenswerte Bude.
Nachdem Gnabry bei der Klub-WM noch einiges an Kritik einstecken musste, sind seine Performances seit dem Saisonstart so stark wie lange nicht mehr. Der 30-Jährige gab beim 2:1-Sieg im Supercup gegen Stuttgart einen Assists und steht in der Bundesliga bei zwei Toren und zwei Assists in drei Spielen.
Gnabry hat innerhalb von wenigen Wochen den Aufschwung vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger vollzogen. Der Offensiv-Star sprüht nur so vor Spielfreude und erinnert kaum mehr an den Spieler, der vor wenigen Monaten noch als satt, zu teuer, verletzungsanfällig und unfit kritisiert wurde.
Eberl sieht Kompany als Key-Faktor
Ein Schlüsselfaktor für die Gnabry-Wiedergeburt ist Max Eberl zufolge vor allem Vincent Kompany.
"Serge ist ein großer Profiteur davon, dass Vinnie letzten Sommer Trainer wurde. Die Jungs waren sehr lange da. Trotzdem waren sie irgendwie ja auch, ich meine das nicht negativ, verbrannt. Und Vinnie hat quasi aus diesen alten Spielern Neuzugänge gemacht", erläuterte Eberl, der dabei auch auf Leon Goretzka und die beiden inzwischen abgewanderten Profis, Kingsley Coman und Leroy Sané, Bezug nahm.
Kompany ist bekannt dafür, einen guten Zugang zu den Spielern zu haben und lässt diese auch in schwierigen Phasen nicht fallen. Nicht umsonst erklärte der Bayern-Coach erst kürzlich, dass es keinen Spieler im Kader gibt, den er nicht gerne aufstelle.
Dabei hätte es sicherlich auch Trainer gegeben, die Gnabry beispielsweise bei der Klub-WM fallen gelassen hätten. Kompany vertraute dem Offensiv-Star aber und sorgte vor allem dafür, dass dieser sich auch wieder selbst vertraut.
Genau das macht sich auf dem Platz schließlich in fast jeder Szene bemerkbar, sei es bei seinem fulminanten Tor gegen Hamburg oder die vielen kleinen Szenen im Kombinationsspiel. In Gnabry lodert auch wieder das Feuer, das man so lange vermisst hatte.
An seiner grundsätzlichen Qualität gibt es gemäß Eberl ohnehin keine Zweifel. "Dass er ein außergewöhnlicher Spieler sein kann, das hat er jetzt nachhaltig bewiesen", schwärmte er.
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Gnabry profitiert von Zehnerrolle
Gewiss profitiert Gnabry auch davon, dass Coman und Sané weg sind und er nach der Verletzung von Jamal Musiala praktisch notgedrungen zum Stammspieler wurde.
Ganz entscheidend ist dabei, dass er aufgrund des Fehlens von Musiala auch auf der Zehn spielen darf und nicht etwa auf dem Flügel ran muss. Der 30-Jährige ist näher am gegnerischen Tor positioniert und muss keine ganz so weiten Wege gehen, um seine Scorer-Fähigkeiten zu beweisen, die er schon immer in sich trug.
Befindet er sich in der Gefahrenzone, kann Gnabry mit seinem starken Abschluss, seiner Gradlinigkeit, sowie geschickten Körpertäuschungen und Pässen Schlüsselmomente erzeugen. "Er macht außergewöhnliche Spiele im Zentrum, wo er noch mehr seine Cleverness ausspielen kann", attestierte ihm auch Eberl starke Auftritte auf dieser Zehn.
Gnabry scheint nochmals an Spielintelligenz gewonnen zu haben und trifft regelmäßig die richtigen Entscheidungen. Für seine Performance ist das ein Key-Faktor. Der 30-Jährige ist nicht der große Tempo-Dribbler, der zwei, drei oder vier Spieler stehen lässt.
Genau das wurde ihm auch auf der Flügelposition zum Verhängnis, zumal er nach seinen vielen Verletzungen nicht mehr ganz den Speed früherer Tage zu haben scheint. Ein kleines Problem, das sich jedoch in seiner neuen Rolle recht gut verstecken lässt.
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Gnabry derzeit verletzungsfrei: Bleibt das Glück von Dauer?
Entscheidend ist auch, dass Gnabry aktuell anders als in den letzten Jahren von Blessuren verschont bleibt. "Ich habe nichts geändert, ich trainiere gleich und gebe Gas. Als Sportler musst du ein gewisses Glück auf deiner Seite haben, dass es vielleicht klappt. Derzeit fühle er sich "gesund und fit" und nehme "das Selbstvertrauen aus dem Flow" mit.
Nun stellt sich eben nur die große Frage, wie lange dieser Flow andauert. Genau vor einem Jahr hatte Gnabry mit vier Scorer-Punkten in den ersten vier Bundesliga-Spielen ebenfalls einen Top-Start hingelegt.
Was folgte, war eine monatelange Flaute. Erst Mitte Januar konnte Gnabry am 17. Spieltag seinen fünften Scorer-Punkt setzen. "Letztes Jahr hatte ich mich nach einer guten Phase ein bisschen rausgehauen mit dem Knie", erinnert sich Gnabry, der vor Weihnachten für vier Wochen pausieren musste.
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Genau dieses Bild zieht sich gewissermaßen durch die letzten Jahre. Immer wieder hatte Gnabry gute Phasen mit starken Scorer-Werten, dann aber auch wieder wochenlangen Leerlauf und mit Verletzungsproblemen zu kämpfen.
Gerade in der Champions League war er in den letzten beiden Jahren mit insgesamt vier Torbeteiligungen kein wirklicher Faktor mehr - vor allem in der entscheidenden Phase im Frühjahr. Zum Vergleich: In der Triple-Saison gelangen ihm in der Königsklasse neun Tore und zwei Assists.
Folgerichtig muss man erstmal abwarten, ob Gnabry seine Top-Form - vor allem in den großen Spielen - bestätigen kann oder die nächste Schwächephase schon auf ihn wartet. Es wäre nicht das erste Mal.
Wird die Musiala-Rückkehr zum Wendepunkt für Gnabry?
Erschwerend hinzu kommt für den Spieler, dass er nicht alles selbst in der Hand hat.
Es gibt schließlich einen Grund, warum Jamal Musiala das Trikot mit der Nummer "10" übernommen hat. Sobald sich Musiala von seiner Verletzung erholt hat, dürfte er die zentrale Rolle in der offensiven Dreierreihe wieder übernehmen. Der 22-Jährige soll über Jahre hinweg der Dreh- und Angelpunkt im Spiel, sowie das Gesicht des Vereins darstellen.
Zwar ist der Youngster zwar wohl erst wieder im neuen Jahr voll im Saft, jedoch hat Gnabry ab diesem Moment auf der Zehn nur noch eine Back-up-Rolle in Aussicht. Um in der Startelf zu bleiben, müsste er sich wohl auf Links gegen Diaz behaupten, was ebenfalls ein schwieriges Unterfangen darstellen dürfte.
Verlängerung? Gnabry will den Moment genießen
All das könnte zum Problem werden, wenn früher oder später eine Entscheidung in Sachen Vertragsverlängerung über 2026 hinaus fallen muss. Gnabry versucht das im Moment jedoch verständlicherweise eher auszublenden.
"Es ist noch ein bisschen hin. Wir schauen, dass wir so weitermachen, ich schaue, dass ich so weitermache und dass ich gute Argumente habe, falls es dazu kommt. Darauf konzentriere ich mich und genieße die Phase, in der ich bin", schilderte er.
"Alles andere kommt später. Es ist nicht ausgeschlossen", hielt er sich alle Optionen offen. Ebenso handhabt es auch Max Eberl. Wie die weiteren Planungen und Gespräche aussehen, wolle er "hinter verschlossenen Türen" ausloten.
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Klar dürfte jedenfalls sein, dass Gnabry zu erheblichen Gehaltskürzungen bereit sein müsste. Der 30-Jährige soll derzeit rund 19 Millionen Euro verdienen, was selbstredend zu viel ist, zumal die Bayern ja die Kaderkosten nach Möglichkeit verringern wollen.
Es ist aus Bayern-Sicht auch nicht klug, zu viel in Gnabry zu investieren. Zum einen ist es ein durchaus häufig gesehenes Phänomen, dass Spieler im Jahr vor dem Vertragende tendenziell besser performen.
Zum anderen gibt es bei Gnabry eben trotz seiner derzeitigen Leistungen noch immer Fragezeichen, was seine Konstanz, seine dauerhafte Fitness und seine Rolle betrifft. Mit seinen 30 Jahren ist er zudem auch nicht mehr der Jüngste.
Gnabry als Alternative für alle Offensivpositionen zu halten, mag sinnvoll erscheinen, aber eben nur zu deutlich verringerten Konditionen.