Premier League
Manchester City - Neustart stockt: Pep Guardiola mit einstigem Krösus im Frühkrisen-Modus
- Veröffentlicht: 14.09.2025
- 16:23 Uhr
- Carolin Blüchel
Fehlstart, Verletzungen, stockender Umbruch: Nach drei Spielen hat Manchester City schon sechs Punkte Rückstand auf den FC Liverpool. Was hinter dem Pep-Deja-vu steckt und warum das Derby gegen United zum Richtungsweiser wird.
Von Carolin Blüchel
Wie sich die Bilder gleichen. Pep Guardiola blickt auf den Boden, die Hände in den Hosentaschen. Minutenlang läuft er über den Rasen, gedankenversunken in seine eigene Welt.
Genauso hatte man den erfolgsverwöhnten Coach in der vergangenen Saison im Dauermodus erlebt. In einer Katastrophen-Spielzeit, in der Manchester City die Magie verloren zu haben schien. Geplagt von Verletzungen – aber auch von Selbstzweifeln.
Und jetzt? Das Pep-Deja-vu. Seine Mannschaft hatte gerade – trotz Dominanz über weite Strecken der Partie – in Brighton verloren. Der Fehlstart ist perfekt: drei Punkte nach drei Premier-League-Spielen. Platz 13 in der Tabelle. Sechs Punkte Rückstand auf Spitzenreiter FC Liverpool.
- Nächste Pleite für Manchester City: Gruda und Brighton & Hove Albion ärgern Guardiola
- England: Wirtz und Liverpool springen nach Sieg über FC Arsenal auf Platz 1
Der Himmel zieht sich zu über den "Skyblues". Es riecht nach Krise. Schon wieder. Und wer sagt, die Saison sei noch jung, kein Grund zur Panik, hier eine Analogie:
Man stelle sich vor, der FC Bayern München beendet die Bundesliga-Saison ohne Chance auf den Meistertitel auf Platz drei, dazu ein frühes Aus in Champions League und nationalem Pokal. Obendrauf Serien von fünf bzw. sieben sieglosen Spielen. An der Säbener Straße würde Apokalypse herrschen. So in etwa muss man sich die gegenwärtige Situation von Manchester City vorstellen.
Das Wichtigste in Kürze
Neustart für 200 Millionen Euro
Im Sommer kam der Umbruch, nach Peps schlimmster Saison. Die überalterte Mannschaft wurde verjüngt. Veteranen wie Kevin De Bruyne und İlkay Gündogan durch frischere, vermeintlich hungrigere Spieler ersetzt. Einstige Leistungsträger wie Manuel Akanji und Jack Grealish nüchtern abgeschoben.
- Crystal Palace: FC Liverpool scheitert mit Transfer - weil Oliver Glasner mit Rücktritt drohte?
- Premier League: Die 15 teuersten Transfers der Geschichte - Liverpool mit Rekord-Sommer
Der Reset kostete rund 200 Millionen Euro – und schien sich zunächst auszuzahlen: 4:0 in Wolverhampton, wuchtig, zielstrebig, City-like. Die Neuen überzeugten: Tijjani Reijnders ordnete das Zentrum, Rayan Cherki brachte Kreativität zwischen den Linien. Beide trafen. Ein Statement wie ein Donnerhall.
Doch schon gegen Tottenham Hotspur (0:2) erfolgte der alte Schlendrian: viel Ball, wenig Biss, Niederlage Nummer eins. Gefolgt vom Offenbarungseid bei Brighton & Hove Albion (1:2). Dabei hatte City das Spiel eigentlich im Griff.
"Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen", sagte Guardiola achselzuckend. Rodri sprach von "Kinderfehlern". Es klingt nach Moment, ist aber längst ein Muster.
Doch warum läuft es schon wieder nicht rund in Manchester? Es ist das Zusammenspiel mehrerer Gründe.
Externer Inhalt
1. Der Umbruch braucht Zeit
Neue Spieler auf Schlüsselpositionen verändern das ganze Gefüge. Reijnders im Zentrum, Cherki auf rechts - gute Puzzleteile, aber die Automatismen fehlen. Timing im Pressing, Laufwege im letzten Drittel: Das entsteht nicht binnen weniger Wochen.
Mit Gianluigi Donnarumma stößt zwar jetzt noch ein Weltklasse-Keeper zur Mannschaft. Damit stellt sich für Guardiola allerdings auch die Systemfrage. Der Italiener ist ein anderer Keeper-Typ als Ederson (wechselte zu Fenerbahce). Seine Stärken hat er vor allem auf der Linie, weniger als "elfter Feldspieler".
2. Schon wieder ein Lazarett
Bereits in der vergangenen Saison plagten City Verletzungen. Auch jetzt ist das Lazarett prominent gefüllt: Phil Foden nicht bei 100 Prozent, Josko Gvardiol noch ohne Einsatz, Abdukodir Khusanov und Rayan Ait-Nouri angeschlagen.
Und John Stones reiste mit frischen Muskelproblemen vorzeitig von der Nationalmannschaft ab. Nicht die besten Voraussetzungen fürs Derby gegen Manchester United am Sonntag (ab 17:30 Uhr im Liveticker).
Immerhin ist Rodri zurück. Sein Startelf-Comeback in der Premier League nach überstandenem Kreuzbandriss war Gold wert. Gegen Brighton war er sofort wieder Motor und Metronom. Nur: Die letzten Prozent fehlen noch. Die braucht es aber gerade in Momenten, in denen City wackelt.
Bayer Leverkusen entlässt Erik ten Hag: Einigung offenbar erzielt - die Nachfolge-Kandidaten
3. Haaland trifft - aber (noch) nicht gnadenlos
Ja, Erling Haalands Tor in Brighton war das 88. im 100. Premier-League-Spiel. Und insgesamt traf der Norweger an drei Spieltagen schon dreimal. Trotzdem: Großchancen bleiben liegen. Ein Kontakt zu viel, ein Kopfball drüber – Kleinigkeiten, die in England über drei Punkte entscheiden.
Wenn Plan A stottert, wird’s brutal sichtbar. Zumal Grealish leihweise für den FC Everton auf Torejagd geht.
4. Psychologie: Der verlorene Nimbus
Vielleicht der wichtigste Grund: Jahrelang war City der Box-Champion mit einem Kinn aus Granit. So beschreibt es "The Athletic". Spätestens seit der vergangenen Saison aber wissen die Gegner, der Gigant ist verletzbar, er wankt. Das verändert die Wahrnehmung und den Glauben.
Rückstände sind kein Todesurteil mehr, wie Brighton bewies. Die englischen Medien spekulieren seit Monaten, ob nach einem knappen Jahrzehnt womöglich auch der Pep-Code unwiederbringlich geknackt ist. Ist der Trainer über all die Jahre berechenbarer geworden? Kann er sich neu erfinden?
Peps größte Herausforderung
City jetzt schon abzuschreiben, wäre dennoch ein Fehler. Der Wolves-Auftritt zeigte, was mit dieser neuen Mannschaft möglich ist. Chemie und Rhythmus brauchen eben Anlauf. Und eine Saison ist lang. Das Derby gegen Manchester United kommt als perfekter Richtungsweiser: Kehrtwende oder Krise.
Für Pep ist es vielleicht die größte Herausforderung seiner Karriere: Er muss neue Strukturen schaffen, Abläufe einschleifen - und das Selbstverständnis zurückgewinnen. Gelingt das nicht, könnte es selbst für den Über-Trainer (Vertrag bis 2027) ungemütlich werden.