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WM-qualifikation

DFB-Team - Markus Babbel über Nagelsmanns Aufstellung: "Da frage ich mich, was geht in Julians Kopf vor"

  • Veröffentlicht: 05.09.2025
  • 17:41 Uhr
  • Tobias Wiltschek

Die erste Auswärtsniederlage in einem WM-Qualifikationsspiel in der DFB-Geschichte wirkt nach. Denn nun darf sich das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann auf dem Weg zum Turnier keinen Ausrutscher mehr erlauben. Markus Babbel äußert sich im ran-Interview und rätselt über einige Entscheidungen des Coaches.

Von Tobias Wiltschek

Zum Start in die WM-Qualifikation enttäuscht die DFB-Auswahl auf allen Ebenen und steht nach dem 0:2 gegen die Slowakei vor dem Heimspiel gegen Nordirland am Sonntag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) bereits unter Druck.

Markus Babbel fühlte sich bei dem Auftritt in Bratislava zurückerinnert an Zeiten, in denen er selbst aktiv war.

Der Europameister von 1996 zeigt sich im ran-Interview verwundert über die Aufstellung des deutschen Teams und übt Kritik an den Entscheidungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Immerhin sieht er auch einen Lichtblick, zudem zeigt er einen möglichen Weg zum Erfolg auf.

ran: Herr Babbel, können Sie sich an eine derart schlechte Leistung einer deutschen Nationalmannschaft wie am Donnerstag erinnern?

Markus Babbel: Ja, natürlich (lacht). Ich war ja auch live dabei. Wir haben nicht nur die Sterne vom Himmel gespielt. Wenn ich nur an die Euro 2000 denke, das hat mich schon sehr stark daran erinnert.

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Babbel zur DFB-Pleite: "Was geht in Julians Kopf vor?"

ran: Was hat Sie am meisten geärgert?

Babbel: Was heißt geärgert. Ich verstehe ein paar Sachen einfach nicht, die sind für mich schwer nachzuvollziehen. Wenn ich auf der einen Seite nach außen kundtue, dass ich froh bin, dass sich einige Spieler wie Serge Gnabry oder Leon Goretzka wieder so toll präsentieren, sie dann aber wieder auf Positionen stelle, wo sie nicht ihre Top-Perfomance abgeliefert haben, dann verstehe ich das nicht. Serge Gnabry spielt gerade überragend bei Bayern München auf der Zehn. Warum stelle ich ihn dann rechts raus? Zum Teil spielte Nnamdi Collins ja noch vor ihm, so dass er dann mehr oder weniger rechter Verteidiger war. Goretzka stellt er auf die Zehn, wobei er mit Joshua Kimmich zurzeit auf der Doppel-6 überragend spielt.

Ich tue mich dann schwer nachzuvollziehen, warum man im ersten Spiel, wo alle noch nicht ihren Rhythmus haben, nicht erstmal die einfachen Dinge richtig macht. Warum ich dann gleich wieder versuche, das Spiel von außen gewinnen zu wollen. Da wird der Julian auch immer ein Rätsel für mich bleiben. Ein Collins spielt bei Eintracht Frankfurt mittlerweile Manndecker, und in der Nationalmannschaft spielt er gefühlt einen Rechtsaußen. Um vorauszusagen, dass das nicht gut geht, muss ich weder Prophet sein noch studiert haben. Da frage ich mich, was geht in Julians Kopf vor. Was aber nicht heißt, dass man auch physisch dagegenhalten kann. Dazu waren sie am Donnerstag überhaupt nicht in der Lage. Insgesamt aber muss ich sagen, dass sich Julian den Schuh schon anziehen muss, dass er das Spiel vercoacht hat. Diese Kritik muss er auch akzeptieren.

ran: Gab es irgendetwas, was Sie positiv herausstreichen könnten?

Babbel: Dass wir im Tor kein Problem haben. Oliver Baumann hat super gehalten. Er war mit Abstand der beste Mann auf dem Platz. Auf den kannst du dich verlassen. Da waren auch Glanzparaden mit dabei, bei den Gegentoren war er aber machtlos.

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DFB-Team: Babbel erhofft sich "gewisse Schärfe im Training"

ran: Julian Nagelsmann ist anschließend hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gegangen. Auffällig war, dass er vor allem die "Emotionalität" vermisst hat, wie er es ausdrückte. Ist eine gesunde Einstellung zu solchen Spielen aber nicht eine Grundvoraussetzung?

Babbel: Davon sollte man ausgehen. Nichtsdestotrotz kann ich das ja auch im Training schon ein Stück weit fordern. Ich hatte das Gefühl, dass im Training sehr viel Wert darauf gelegt wurde, wie man den Gegner bespielen kann, wie man ihn knacken kann. Es war alles offensiv ausgerichtet. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie im Training wahnsinnig viele Zweikämpfe geübt haben. Jeder Schaden muss auch einen Nutzen haben. Aber dann sollte ich auch mal versuchen, eine gewisse Schärfe ins Training reinzubringen. Denn so funktioniert es nicht. Und es ist ein weiteres Beispiel dafür: Mentalität schlägt Qualität.

ran: Im Vorfeld wurde schon viel über die WM gesprochen, es wurden Testspiele vereinbart. Dabei hatte noch nicht einmal die Qualifikation begonnen. Glauben Sie, die Mannschaft hat die Qualifikation als solches unterschätzt?

Babbel: Jetzt haben sie zumindest einen Warnschuss bekommen. Wenn sie sie jetzt noch unterschätzen, dann sind sie dämlich. Das glaube ich aber nicht. Wir haben gute Spieler, wir haben eine gute Truppe. Jetzt gilt es eben, die Sinne zu schärfen und wieder das abzurufen, was man drauf hat. Ich muss die Spieler nur darauf vorbereiten, dass sie in der Lage sind, ihre beste Performance abzurufen, sie wieder dahin stellen, wo sie am besten performen und nicht wieder irgendetwas ausgraben. In der Einfachheit liegt oft die Genialität. Wenn er das beherzigt, dann ziehen wir auch diese Gruppe durch und qualifizieren uns als Gruppenerster für die WM.

Kimmich nach DFB-Blamage: „Bin kein Fan von Hoffnung“

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Babbel über WM-Titel als DFB-Ziel: "Kommst aus der Nummer nicht mehr raus"

ran: Joshua Kimmich spielte wieder im Zentrum statt auf rechts. Hat das Spiel gegen die Slowakei gezeigt, dass er doch als Rechtsverteidiger ran muss?

Babbel: Das Gute an ihm ist, dass er beide Positionen hervorragend spielen kann. Er hat bislang in dieser Saison bei Bayern mit Goretzka drei überragende Spiele abgeliefert. Otto Rehhagel würde sagen, er war der Quarterback vor der Abwehr. Mit Serge Gnabry davor hat das super funktioniert. Deshalb ist für mich eher die Frage, warum sprengt Julian das?

ran: Nagelsmann hat auch immer wieder vom Ziel WM-Titel gesprochen. War Ihnen das zu hoch gegriffen und muss er nun dieses Ziel revidieren?

Babbel: Jetzt kommst du aus dieser Nummer nicht mehr raus. Grundsätzlich mag ich Leute, die Ziele haben. Du kannst ja auch als Deutschland nicht sagen, du willst ins Viertelfinale oder ins Halbfinale kommen. Jetzt ist nur die Frage: Wie kommen wir dahin? So sicherlich nicht. Wenn ich den großen Titel erreichen will, muss ich im defensiven Denken besser werden, ich muss versuchen, die Defensive stabiler zu bekommen. Das heißt nicht, dass ein Jonathan Tah, Antonio Rüdiger oder wie sie alle heißen schlecht sind. Sie werden auch im Stich gelassen. Du rennst ja gefühlt in einen Konter nach dem anderen. Und man muss den kreativen Spielern wie Florian Wirtz, Jamal Musiala, Gnabry einen gewissen Freiraum lassen.

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