Fußball
Deutschland blamiert sich in der Slowakei: Julian Nagelsmann steht wieder am Anfang - ein Kommentar
- Aktualisiert: 05.09.2025
- 00:01 Uhr
- Chris Lugert
Die deutsche Nationalmannschaft erlebt zum Auftakt in die WM-Qualifikation ein Desaster. Jetzt muss alles auf Anfang gestellt werden, sonst droht ein historisches Fiasko. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Es ist eine historische Blamage. Etwas, das es in der langen Geschichte des deutschen Fußballs noch nie gegeben hat.
Zum allerersten Mal verliert eine deutsche Männer-Nationalmannschaft ein Auswärtsspiel in der WM-Qualifikation. Doch was noch schlimmer ist als der reine Fakt, ist der Auftritt in der Slowakei als solcher. Denn die 0:2-Niederlage war verdient, der Auftritt ein einziges, 90-minütiges Defizit in allen Bereichen.
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Und es ist auch ein hausgemachtes Fiasko. Bundestrainer Julian Nagelsmann rief im Vorfeld des Spiels ein Jahr der Entscheidung aus, die Zielsetzung lautete WM-Titel 2026. Aktuell wirken diese Aussagen völlig weltfremd.
Vielmehr noch: Der Coach, der im Herbst 2023 kam und eine am Boden liegende Mannschaft übernahm, reißt derzeit mit Karacho seine eigene Aufbauarbeit wie eine Abrissbirne wieder ein.
Völlig ohne Not beorderte er Joshua Kimmich wieder ins Mittelfeld, obwohl er selbst zugab, dass es keinen besseren Rechtsverteidiger in Deutschland gibt. Die Folge: Rechts hinten herrschte ein Qualitätsdefizit, das bereits gegen die Slowaken nicht zu kaschieren war.
Abwärtsstrudel des DFB-Teams geht weiter
Die Abwehr mit Jonathan Tah und Antonio Rüdiger war nicht auf der Höhe und wirkte schlicht nicht wettbewerbsfähig. Der 200-Millionen-Euro-Angriff um Nick Woltemade und Florian Wirtz fand überhaupt keine Bindung zum Spiel. Von Automatismen und Abläufen war nichts zu sehen.
Die deutsche Mannschaft befindet sich seit gut einem halben Jahr in einem unverkennbaren Abwärtsstrudel, der grundlegende Maßnahmen erfordert. Alles muss auf Anfang gestellt werden. Die Situation ist sogar noch prekärer als vor gut zwei Jahren unter Hansi Flick.
Denn damals war die Qualifikation für die kommende EM als Gastgeber wenigstens sicher. Die WM-Teilnahme jedoch muss sich die Mannschaft erarbeiten - doch in der aktuellen Form erscheint selbst das nicht sicher.
Kimmich nach DFB-Blamage: „Bin kein Fan von Hoffnung“
Richtig, es fehlten Qualitätsspieler wie Jamal Musiala oder Kai Havertz verletzt. Doch eine Mannschaft wie jene, die in Bratislava auf dem Feld stand, muss dort gewinnen. Doch das geht nicht mit einer Mischung aus purer Selbstüberschätzung und mangelnder Einsatzbereitschaft, wie sie offen zur Schau gestellt wurde.
"Es muss bei jedem Spieler ankommen, mit angezogener Handbremse jedes dritte Spiel zu gewinnen, das reicht einfach nicht", sagte Nagelsmann in der "ARD".
Niemand an diesem Abend schien auch nur ansatzweise eine Einstellung zu diesem Spiel zu finden. Die Slowaken spielten mit Leidenschaft, mit Feuer, mit Begeisterung. All das ließ das deutsche Team komplett vermissen.
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DFB-Team fehlen die Grundlagen
War es Arroganz ob des vermeintlich einfachen Gegners? Wenn ja, dann hat auch Nagelsmann daran seinen Anteil - die zuvor getätigten Aussagen fallen ihm komplett auf die Füße.
Er wolle totale Dominanz sehen, die WM-Qualifikation war für ihn keine Frage, ob die Spiele gewonnen werden. Sondern nur, dass es möglichst geringe Zweifel in allen sechs Spielen gibt. Doch die Zweifel sind jetzt größer denn je.
Was nicht nur am Trainer liegt, sondern auch an den Spielern selbst. Denn es fehlen derzeit die Grundlagen. Diese deutsche Mannschaft hat kein Fundament, auf dem sich aufbauen lässt. Das Fundament selbst muss erst gelegt werden - etwas, das längst geschafft schien.
"Wenn wir unsere Historie ansehen, dann können wir hier nicht annehmen, mit 80 Prozent alles wegzuspielen. Wenn wir diese Emotionalität nicht hinbekommen, dann können wir das Buch zumachen", stellte Nagelsmann klar. "Qualität spielt da keine Rolle. Bei jedem sollte angekommen sein, dass wir zur WM fahren wollen. Heute war jeder Einzelne meilenweit weg."
Jeder Fan in Deutschland wähnte die Nationalmannschaft an einem anderen Punkt, doch die Realität ist bedrückend. Diese Mannschaft ist in einem verheerenden Zustand. Und nur sie selbst kann sich daraus befreien.
Die Frage ist, ob sie dazu überhaupt in der Lage ist.