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Formel 1

Mick Schumacher und IndyCar - Christian Danner: "Mick sollte den Traum Formel 1 endgültig abhaken"

  • Veröffentlicht: 20.11.2025
  • 19:46 Uhr
  • Andreas Reiners

Christian Danner spricht im ran-Interview über die Vorzüge der IndyCar-Serie, die Gründe für Schumachers Zögern und die Auswirkungen auf den Formel-1-Traum.

Das Interview führte Andreas Reiners

Ralf Schumacher hat Mick gewarnt. Er sieht die Indy-Car-Serie als potenziell zu gefährlich an. Mick sieht das etwas anders.

Er hatte Mitte Oktober einen Test in einem Boliden des Teams Rahal Letterman Lanigan absolviert - und konnte überzeugen. Auch wenn Schumacher verdeutlicht hat, wie viel Spaß ihm das Auto gemacht hat, ist eine Entscheidung offiziell noch nicht gefallen.

Auch die Option WEC liegt theoretisch noch auf dem Tisch. Auch wenn sich Schumacher am Donnerstag von seinem Alpine-Team verabschiedet hat.

Was das Abenteuer IndyCar deutlich wahrscheinlicher werden lässt.

Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner spricht sich im ran-Interview sowieso klar für ein IndyCar-Engagement Schumachers aus. Dazu erklärt er das Zögern des 26-Jährigen und welche Auswirkungen das Ganze auf Schumachers Formel-1-Traum hat.

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Mick Schumacher und IndyCar: "Du kannst da nicht einfach auftauchen"

ran: Mick Schumacher meinte zuletzt, er sei sich noch nicht im Klaren darüber, was er machen will. Warum lässt er sich so viel Zeit?

Danner: Die Sache ist simpel: Er will eigentlich IndyCar fahren. Aber da gibt es noch ein paar Punkte, die er klären muss. Es gibt familiäre Vorbehalte: Corinna mag das nicht besonders, seine Managerin auch nicht, und Onkel Ralf hat ziemlich deutlich gesagt, dass er das für keine gute Idee hält. Mick selbst will es aber unbedingt, glaube ich. Hinzu kommt: IndyCar kostet Geld. Du kannst da nicht einfach auftauchen und sagen: "Ich fahre jetzt für euch." Die Teams sind nur selten komplett finanziert, du brauchst ein Mitbring-Budget. Du musst gemeinsam mit dem Team eine Finanzierung aufstellen. Bei den beiden Punkten ist er noch nicht so weit.

ran: Was kostet so ein IndyCar-Budget ungefähr?

Danner: Im Vergleich zur Formel 1 ist das überschaubar. Aber zwei, drei Millionen Euro braucht man schon, um da auf die Füße zu kommen.

ran: Wie wichtig ist die Teamwahl?

Danner: Sehr wichtig. Mick hat für Bobby Rahal getestet – ein Freund von mir – bei Rahal Letterman Lanigan. Das ist ein solides Mittelfeldteam. Gut, aber nicht an der Spitze. Die IndyCar-Serie wird im Kern von zwei Teams dominiert: Penske und Chip Ganassi. Ganassi hat in den letzten Jahren mehrfach die Meisterschaft gewonnen, Alex Palou ist das beste Beispiel. Andretti ist eher eine Wundertüte – kann funktionieren, kann schiefgehen. Und dahinter gibt es einige Einzelteams, die mal vorne fahren und dann wieder im Mittelfeld verschwinden. Es ist eine extrem enge Serie.

ran: Was auch an den Autos liegt…

Danner: Die Autos haben alle Dallara-Chassis. Die Hälfte fährt Chevy-Motoren, die andere Hälfte Honda. Der Unterschied entsteht fast ausschließlich durch das, was die Teams daraus machen, und da gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Mit Rahal kann er sich gut entwickeln. Bobby Rahal ist ehemaliger Fahrer, ein guter Chef, ein angenehmer Typ – da kommt man schnell rein. Ob es irgendwann für Penske oder Ganassi reicht, entscheiden die Resultate. Mit einem Rahal-Auto kann man aber trotzdem aufs Podium fahren. Das ist absolut möglich.

ran: Welche Vorzüge hätte das US-Abenteuer noch?

Danner: In der IndyCar-Serie trägt er die Last des Namens Schumacher nicht. Dort sind sie entspannter. Mick wäre einfach ein normaler Fahrer unter vielen ohne den "Schumacher-Druck". Das würde ihm extrem guttun. Der zweite Punkt ist technischer Natur: In der IndyCar-Serie hat jeder Fahrer die Chance, mit seinem Talent etwas zu zeigen. Selbst mit einem Mittelklasseteam kannst du glänzen, und genau das macht diese Serie so attraktiv. Dazu kommt die Vielfalt: Stadtkurse, Rundstrecken, kleine und große Ovale. Eine Mischung, die Spaß macht. Und dort drüben kann er beweisen, was er kann, ohne sofort im besten Team sitzen zu müssen. Die Möglichkeiten sind da, um zu zeigen: 'Hey, ich kann es wirklich, ich kann es, da bin ich.'

ran: Er könnte dort beim Indy 500 sogar deutsche Motorsportgeschichte schreiben…

Danner: Er muss dafür nicht einmal gewinnen, schon das Mitfahren wäre historisch. Der letzte Deutsche im Indy-500-Feld war 1923 Christian Lautenschlager. Das wäre allein schon ein Kapitel Motorsportgeschichte. Klar: Wenn er dort gewinnt, ist das die absolute Königsklasse. Die Indy 500 zu gewinnen, katapultiert dich in den Olymp des globalen Motorsports.

ran: Was ist mit den Gefahren, auf die viele hinweisen?

Danner: Der Sicherheitsstandard der Formel 1 ist natürlich höher. Aber IndyCar hat in den letzten Jahren massiv aufgerüstet, alles ist deutlich sicherer als früher. Es ist immer noch kritischer als die Formel 1, vor allem auf Ovalen. Aber es ist nicht mehr die Todesfalle, die es zu meiner Zeit war. Damals bist du in die Mauer, und dann gingen die Lichter aus. In der Summe ist es immer noch ein bisschen kritischer als die Formel 1, aber ich finde absolut machbar und akzeptabel.

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Formel 1: Mick Schumacher ist weg vom Radar

ran: Wie sehr ist er noch auf dem Radar der Formel 1?

Danner: Gar nicht mehr, er ist weg vom Radar. Er stand zwar überall angeblich "auf der Liste", aber realistisch war das nie. Die Formel 1 ist brutal schnelllebig. Wenn du einmal raus bist, bist du raus. Mick sollte den Traum Formel 1 endgültig abhaken. So blöd und so bedauerlich es ist, es ging mir auch nicht anders. Irgendwann musste ich sagen: 'Mist, geht halt nicht weiter dort. Machen wir was anderes.' Mit einem IndyCar-Engagement hat er eine echte Zukunft.

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ran: Und wenn er dort abräumt – könnte er sich damit wieder ins Gespräch bringen?

Danner: Eher nicht. Bestes Beispiel ist Alex Palou. Dominant, mehrfacher Champion, jung, irre stark. Und selbst der hat kein F1-Cockpit bekommen. Besser fahren als er es zuletzt getan hat, ist praktisch unmöglich. Daran gemessen ist es eher unrealistisch, dass es für Mick ein Zurück gibt.

ran: Was trauen Sie ihm dort zu?

Danner: Ich glaube, Mick würde solide in die Punkte fahren. Vielleicht hier und da ein Ausreißer in Richtung Podium. Aber insgesamt: konstant, schnell, zuverlässig, ordentlich.

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