Saudi-Klubs drohen Härtefälle bei stars
Saudi-Arabien: Regeln der asiatischen Champions League sorgen für Probleme
- Veröffentlicht: 24.08.2023
- 19:55 Uhr
- Chris Lugert
Die Liste an Topstars, die inzwischen bei Klubs in Saudi-Arabien spielen, ist lang. Für drei Vereine, die in diesem Sommer besonders viel Geld ausgegeben haben, werden nun jedoch die Regeln der asiatischen Champions League zu einem Problem. Denn nicht alle neuen Stars dürfen mitspielen.
Von Chris Lugert
Eine Champions League ohne Cristiano Ronaldo? In Europa war das fast 20 Jahre lang eine absurde Vorstellung. Der Portugiese war nicht nur ein elementarer Bestandteil der europäischen "Königsklasse", er hat sie dominiert. Fünfmal hat "CR7" den Pokal mit den großen Ohren gewonnen, seine 140 Tore sind ewiger Bestwert in der Geschichte des Wettbewerbs.
Weitere Treffer werden nicht hinzukommen, sein Wechsel zu Al-Nassr in Saudi-Arabien im vergangenen Januar war gleichzeitig auch ein Abschied für immer vom europäischen Fußball. Das machte der 38-Jährige zuletzt noch einmal deutlich. Aber gar nicht schlimm, es gibt ja auch eine asiatische Champions League.
Und an dieser wird Al-Nassr in dieser Saison teilnehmen - wenngleich es recht knapp war. Ronaldos Klub bezwang in der entscheidenden Playoff-Runde Shabab Al-Ahli aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 4:2, bis kurz vor Schluss lag Al-Nassr allerdings noch zurück. In der Nachspielzeit machten Talisca und Neuzugang Marcelo Brozovic den Sieg schließlich perfekt.
Neben Al-Nassr nehmen aus Saudi-Arabien auch Al-Hilal, Al-Ittihad sowie Al-Fayha an der kommenden Champions-League-Saison teil. Abgesehen vom letztgenannten Klub sorgten die drei übrigen saudischen Vereine in diesem Sommer durch millionenschwere Star-Transfers für Schlagzeilen. Jetzt gibt es für die drei Klubs jedoch ein Problem.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Denn ein Passus im Regelwerk des asiatischen Verbandes AFC sorgt dafür, dass die Klubs nicht mit ihrer geballten Starpower an der Champions League teilnehmen können. So kann zwar jeder der insgesamt 40 teilnehmenden Vereine für die Gruppenphase einen Kader von jeweils bis zu 35 Spielern registrieren. Für den jeweiligen Spieltagskader gibt es aber eine wichtige Einschränkung.
So dürfen pro Spieltag von den 35 Spielern nur 23 ausgewählt werden, wesentlich relevanter aber ist: Unter diesen 23 Spielern dürfen sich nur sechs Ausländer befinden, wobei einer dieser Spieler ein weiterer Asiate sein muss. Bedeutet also: Für nicht-asiatische Spieler stehen gerade einmal fünf Plätze im Spieltagskader zur Verfügung.
Saudische Klubs stehen vor harten Entscheidungen
Nun muss man nicht lange überlegen, um festzustellen, dass Al-Nassr, Al-Hilal und auch Al-Ittihad vor einem kleinen Dilemma stehen. Denn alle drei Klubs haben teils deutlich mehr als fünf nicht-asiatische Spieler im Kader. Für die Spieltagskader wird es also Härtefälle geben, wer nicht zum Aufgebot gehört.
Al-Nassr etwa hat alleine in diesem Transferfenster sechs Spieler verpflichtet, die unter diese Beschränkung fallen: Otavio, Sadio Mane, Aymeric Laporte, Seko Fofana, Marcelo Brozovic und Alex Telles. Hier noch gar nicht mit dabei: genau, Cristiano Ronaldo. Und auch der Brasilianer Talisca, der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass sich der Klub überhaupt für den Wettbewerb qualifiziert.
Externer Inhalt
Champions League ohne Neymar und CR7?
Ähnlich sieht es bei Al-Hilal aus. Neymar, Malcom, Ruben Neves, Aleksandar Mitrovic, Sergej Milinkovic-Savic, Kalidou Koulibaly und Torwart Bono wurde neu geholt und sprengen allein schon das Kontingent. Zumindest Ronaldo bei Al-Nassr und Neymar bei Al-Hilal dürften - sofern fit - für jedes Champions-League-Spiel gesetzt sein. Dahinter aber wird es schwierige Entscheidungen geben - und vielleicht auch Unzufriedenheit.
Saudi-Arabiens Transferoffensive: 100 Millionen Euro Jahresgehalt? Verrücktes Angebot für Robert Lewandowski
Bei Al-Ittihad ist die Situation zumindest momentan etwas entspannter, denn der amtierende saudische Meister verpflichtete mit Karim Benzema, N'Golo Kante, Fabinho und Jota erst vier nicht-asiatische Profis in diesem Sommer. Allerdings stehen hier auch noch einige Spieler aus der Vorsaison im Kader, sodass auch hier der eine oder andere Neuzugang womöglich zittern muss. Klar ist auch: Mit jedem weiteren Neuzugang bis zum Transferschluss in Saudi-Arabien verschärft sich diese Thematik.
Regel wird 2024 abgeschafft
In der saudischen Liga sind die Regeln übrigens etwas weniger streng. Dort darf jeder Klub acht ausländische Spieler registrieren, wenngleich auch diese Zahl für viele Klubs allmählich zu einer hohen Hürde wird. Zumal es in der Liga nicht so einfach möglich ist, diese Registrierung von Spiel zu Spiel zu verändern.
Die gute Nachricht für die saudischen Klubs (und die schlechte für alle anderen): Zumindest in der AFC Champions League wird es ab der Saison 2024/25 keinerlei Beschränkungen hinsichtlich der Zahl der Ausländer mehr geben. Bis dahin müssen Al-Hilal, Al-Nassr und Al-Ittihad einen Weg finden, die Irritationen innerhalb des Kaders so weit wie möglich zu reduzieren.
Der erste Spieltag der Gruppenphase der neuen Champions-League-Saison steigt vom 18. bis 20. September. Cristiano Ronaldo wird dann sicher zum Aufgebot gehören - und versuchen, an seine Rekorde aus Europa anzuknüpfen.